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Sat. Apr 27th, 2024

Die Geschichte von Frauenfußball in Deutschland

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Nicht nur Männer spielen Fußball, sondern auch Frauen befördern das Runde in das Eckige. Ob Schulsport, Vereine, professionelle Mannschaften oder internationale Wettkämpfe – der Frauenfußball ist allgegenwärtig. Doch hatte er keinen leichten Start, schon gar nicht in Deutschland. Deshalb soll an dieser Stelle mal die Geschichte von Frauenfußball in Deutschland aufgezeigt werden. In bekannten Online-Lexika sowie auf den Webseiten der einzelnen Vereine gibt es noch detailliertere Beiträge – hier für Einsteiger ein allgemeiner, historischer Überblick.

Frauenfußball in Deutschland mit vielen Hürden

Während Jungs und Männer aus den Schulen und Unis heraus über erste Vereine und Länderspiele zum nationalen Verband mit eher wenig Widerstand zu kämpfen hatten, gab es für Mädchen und Frauen zum Anfang des 20. Jahrhunderts größere Hürden. Sogar eine um die Jahrhundertwende für Frauen aufkommende Unterart des Sports, in dem sich die Damen den Ball im Kreis stehend zuspielten, war verpönt. Auch der Erfolg des Damenfußballs in anderen Ländern Europas konnte daran nichts ändern. Im Gegenteil: in den 20er Jahren gab es in Deutschland ein Verbot. Das hielt Sport- und vor allem Fußball-begeisterte Frauen aber nicht davon ab, sich in eigenen Vereinen (die regulären Vereine nahmen sie nicht auf) zum Fußball spielen zu treffen.

Fußball für Frauen kam erst nach 1954 in Mode

Erst nachdem es die deutsche Fußballnationalmannschaft (der Männer) im Jahr 1954 schaffte, die mittlerweile etablierte Fußball-Weltmeisterschaft zu gewinnen, kam der Frauenfußball in Deutschland wieder ernsthaft ins Gespräch. Der in 1900 in Leipzig gegründete Deutsche Fußball-Bund (DFB) verabschiedete allerdings im Jahr 1955 einen sehr negativen Beschluss. Er verbot den ihm angeschlossenen Vereinen, Fußball für Frauen anzubieten. Auch durften keine Damenfußball-Vereine angegliedert oder ihnen die eigenen Plätze überlassen werden. Überdies wurde es Schiedsrichtern und Linienrichtern aus DFB-Vereinen untersagt, Damenfußballspiele zu leiten. Während es also in der Gesellschaft immer mehr Nachfrage nach Frauenfußball gab, wurde er vom Dachverband der Fußballvereine, die was auf sich hielten, verboten.

Frauenfußball in der DDR – überhaupt kein Problem

Das DFB-Gehabe der alten BRD ist dabei gegenteilig zu dem Vorgehen in Ostdeutschland; also zum Frauenfußball in der DDR. Dort hatte der Sport in den Jahren 1959 und 1960 einen leichten Aufschwung, unter anderem durch ein Spiel in Dresden, bei dem die heimische Mannschaft gegen die Frauen aus Leipzig antrat. Da der Frauenfußball aber nicht durch den Deutschen Fußballverbande der DDR (DFV) geregelt wurde, war er lange nur ein Freizeitsport, zu dem es heute leider kaum Aufzeichnungen oder anderweitige Berichte gibt. Erst nach Bestrebungen in 1968 wurde der Frauenfußball auch durch den DFV unterstützt; es sollen sich auf diese Veränderung hin viele Frauen für das Fußball-Training angemeldet haben.

Erst 1970 wurde das Frauenfußball-Verbot des DFB aufgehoben

In Westdeutschland half erst ein 1970 gefasster Beschluss des DFB nach: Das Verbot, dem der Damensport unterlag, wurde aufgehoben. Das schlug sich in den Folgejahren positiv auf die Mitgliederzahl des Dachverbands nieder. Gab es im DFB im Jahr 1970 lediglich 50.000 Frauen, da waren es fünf Jahre später bereits 215.000 Frauen. Jedoch gab es mit der Verbotsaufhebung einige Auflagen, die eine Gleichberechtigung weiterhin stoppten und eher diskriminierend waren: Wegen der „schwächeren Natur“ der Frauen gab es für sie nicht nur kleinere und leichtere Bälle, sondern auch eine kürzere Spieldauer (erst 70 Minuten, später 80 Minuten), eine Spielpause im Winterhalbjahr und ein Verbot von Stollenschuhen.

Die schweren Meilensteine des deutschen Frauenfußballs

Der Fußball für Frauen konnte sich nach viel Diskriminierung doch noch in beiden Teilen der heutigen Bundesrepublik Deutschland einigermaßen entwickeln. In den 1970er Jahren entstanden in Westdeutschland zahlreiche lokale Ligen und Landesverbände, was bereits 1973 zur ersten provisorischen deutschen Meisterschaft führte. In 1974 gab es dann die erste offizielle deutsche Frauenfußball-Meisterschaft – im Rahmen dessen wurde sogar ein Treffer des Wettstreits vom Publikum zum „Tor des Monats“ in die ARD-Sportschau gewählt. Ab 1977 kamen mit dem Länderpokal und dem DFB-Pokal neue Möglichkeiten für Frauen-Mannschaften auf. Erfolgreichstes Team wurde der SSG 09 Bergisch Gladbach mit neun „Deutscher Meister der Frauen“-Titeln zwischen 1977 und 1989.

Frauenfußball in Gesamtdeutschland ab 1990

Mit den zunehmenden Erfolgen – national und international – wuchs auch die Akzeptanz gegenüber dem Frauenfußball in ganz Deutschland. Der DFB machte ab 1989 zudem eine entsprechende Bundesliga möglich. Allerdings zeigten sich für eine zügige Entwicklung des Wettkampfes die verschiedenen Niveaus der Vereine und Teams als hinderlich. Erst Mitte/Ende der 1990er Jahre gab es genügend ausreichend starke Teams, um Turniere in allen Ligen und Pokalen umfangreich durchzuführen. Dass 1996 der Frauenfußball olympisch wurde, half dem Ansehen und den Mitgliederzahlen entsprechender Vereine noch weiter. Auch wurde die Übertragung von Spielen in den Medien immer üblicher.

Deutscher Frauenfußball heute

Ob nun die geringe mediale Aufmerksamkeit für den Frauenfußball in Deutschland zu weniger gesellschaftlicher Akzeptanz führt – oder ob es andersherum mehr Sinn ergibt – das bleibt dahingestellt. Für die Fußballfrauen läuft es jedoch heute besser als vor 100 oder noch vor 50 Jahren. Erfolge gibt es viele: olympische Medaillen, Europameister-Titel und weitere internationale sowie auch nationale Fortschritte sorgen dafür, dass der Frauenfußball in Deutschland immer stärker und wichtiger wird – genauso wie weltweit, sodass auch hier vielleicht irgendwann eine Gleichberechtigung möglich ist.